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Ich, Du und Wir

Jede Paarbeziehung ist ein kleines Wunder. Denn eigentlich ist das Ganze unglaublich kompliziert: Zwei Menschen starten ein grosses spannendes Projekt mit ungewissem Ausgang. Denn auch wenn diese zwei Menschen noch so wesensverwandt sind, werden sie sich in vielem unterscheiden: Sie haben eine eigene Biographie, unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen an eine Beziehung und meist ein anderes Geschlecht. Diese Unterschiede machen das Abenteuer Partnerschaft zu einer spannenden und wunderschönen, aber auch anspruchsvollen Angelegenheit. Damit dieses Abenteuer trotzdem gelingen und eine starke Beziehung entstehen kann, braucht es ein starkes Wir-Gefühl. Doch Letzteres entsteht nicht von selbst. Ein starkes Wir-Gefühl bedeutet, dass ich mich voll und ganz auf meinen Partner verlassen kann. Aber auch, dass es mir weh tut, wenn es ihm schlecht geht, weil er Stress mit seinem Chef hat. Es bedeutet, dass wir uns als Paar als Einheit definieren – ohne dabei das eigene Ich völlig zu verlieren. Dieses Wir-Gefühl ist das Fundament, auf dem eine Beziehung steht. Je stärker unser Fundament, desto grösser die Widerstandsfähigkeit unserer Partnerschaft in stürmischen Zeiten.


Das Wir Eine Beziehung ist wie eine grosse Reise. Gemeinsam mit dem Partner entdecke ich neue Länder, lerne Menschen kennen und erlebe Abenteuer. Mal übernehme ich das Steuer, dann wieder mein Partner. Als Paar schreiben wir auf dieser Reise unsere ganz persönliche Geschichte. Es gibt Höhen und Tiefen, und vielleicht verlieren wird uns sogar mal aus den Augen, um uns später wieder zu finden. Damit das Wir-Gefühl auf der Beziehungsreise wachsen kann, braucht es Teamgeist und die Entscheidung, dass wir als Paar am gleichen Strick ziehen wollen. Das geht nur, wenn meine eigenen Bedürfnisse nicht immer zuerst kommen, sondern ich mich frage: Was wäre für uns als Paar jetzt am besten? Was können wir tun, damit es uns als Paar gut geht? Wie können wir bei einem Konflikt beide gewinnen? In einer Paarbeziehung gibt es nie einen Gewinner und einen Verlierer. Entweder verlieren wir beide oder beide gewinnen.


Wir haben Zeit Um ein gutes Team zu werden braucht es Zeit! Zeit, um sich besser kennen zu lernen und Zeit, um die gemeinsame Geschichte zu schreiben. Wenn ich mir überlege, was meine schönsten Erinnerungen an meine Eltern sind, denke ich an Situationen, in denen mein Vater oder meine Mutter sich besonders viel Zeit für mich genommen haben. Auch in der Partnerschaft gilt: Das Schönste, das ich meinem Partner schenken kann, ist Zeit und Aufmerksamkeit! Dabei gibt es keine Zauberformel, mit der man ausrechnen kann, wie viel Zeit man als Paar braucht, um ein starkes Wir-Gefühl aufzubauen und zu bewahren. So wie jeder Mensch, ist auch jede Beziehung einzigartig. Als Paar müssen wir lernen, zu spüren und auch auszuhandeln, wie viel Paarzeit für beide wichtig und richtig ist. Es ist nicht gleich viel wie bei unseren Freunden oder Nachbarn. Aber wenn zu wenig Zeit und Aufmerksamkeit da ist, kann die Beziehung nicht stark werden. Nicht in jeder Lebensphase haben wir gleich viel Zeit füreinander, das ist ok. Wichtig ist, dass wir als Paar immer wieder über unsere Bedürfnisse sprechen und gemeinsam eine Vision für unser Zusammensein entwickeln.


Das Ich und das Du Als Paar ein gutes Team zu sein, heisst nicht, mich selbst und meine Bedürfnisse zu verleugnen. Ich will nicht nur dem Partner, sondern auch mir selbst treu sein. Und ebenso wenig soll mein Partner sich untreu werden. Denn wer keine eigene Identität hat und nicht über seine Wünsche und Ziele Bescheid weiss, ist letztlich auch für den Partner uninteressant. Wenn wir ehrlich sind, wünschen sich doch die meisten von uns einen Partner mit klaren Vorstellungen und Bedürfnissen, mit Ecken und Kanten. Ein Fähnlein im Wind ist unattraktiv, auch wenn dadurch vielleicht mancher Konflikt vermieden werden kann. Konturen, klare Meinungen und Ansichten zeugen von einer eigenen Persönlichkeit, von Charakterstärke und Zielstrebigkeit. Und das ist attraktiv!


Ich mit Dir Auch hier gibt es keine Zauberformel, die besagt, wann man auf die eigenen Bedürfnisse pochen soll und was die Konsequenzen für die Beziehung sind. Die Prioritätensetzung zwischen meinen persönlichen Bedürfnissen und den Bedürfnissen meines Partners ist ein konstanter Prozess. Egal ob es darum geht, das Wochenende zu planen, ein Auto zu kaufen, die Pille abzusetzen oder getrennte Schlafzimmer einzuführen – das Entscheidungsteam besteht schlussendlich aus zwei Personen. Darum besser vorher die Optionen und vor allem auch die Konsequenzen gemeinsam diskutieren. Eine Beziehung braucht Raum in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft. Dazu gehört gemeinsame Erinnerungen zu pflegen, im Hier und Jetzt füreinander Zeit zu schaffen und zusammen und gleichberechtigt die Zukunft zu planen!



Mehr dazu im Buch: „Was Paare stark macht – Das Geheimnis glücklicher Beziehungen“, von Prof. Dr. G. Bodenmann und

C. Fux, erschienen im Beobachter Buchverlag.







geschrieben von Noëmi Ruther

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